Sprechen, Spielen, Lesen – mit einfachen Mitteln die Entwicklung von Kindern fördern
von Sabine Robar
Im Gespräch mit Logopädin Julia Mörwald
Sprechen, Spielen, Lesen – mit einfachen Mitteln die Entwicklung von Kindern fördern
In einer Welt voller technischer Möglichkeiten greifen viel Eltern schnell zu Tablet, Smartphone oder Fernseher, um ihre Kinder zu beschäftigen. Doch gerade im frühen Kindesalter sind es die einfachen Dinge – Sprache, gemeinsames Spiel und Bücher – die für eine gesunde Entwicklung entscheidend sind. Und das Beste daran: Man braucht nicht teure Spielsachen oder spezielle Fördermaterialien! Alles, was wir brauchen, findet sich oft schon im Haushalt.
Warum sind Sprache, Spiel und Vorlesen so wichtig?
Kinder lernen durch Nachahmung. Sie beobachten, hören zu und probieren aus. Eine reiche Sprachumgebung hilft ihnen, ihre Gedanken auszudrücken, Gefühle zu benennen und später leichter Lesen und Schreiben zu lernen. Ebenso fördert Spielen nicht nur die Kreativität, sondern auch soziale Fähigkeiten und logisches Denken.
Und Vorlesen? Es ist eine der besten Möglichkeiten, um Wortschatz, Vorstellungskraft und Konzentrationsfähigkeit zu stärken – ganz nebenbei, in einer gemütlichen und liebevollen Atmosphäre.
Doch all das funktioniert nur, wenn wir uns bewusst Zeit nehmen und mit unseren Kindern in den Dialog treten. Sprache entsteht nicht im Alleingang – sie braucht echten Austausch. Ein Kind, das aktiv zuhören, Fragen stellen und Antworten erhalten kann, entwickelt nicht nur seine sprachlichen Fähigkeiten, sondern auch soziale Kompetenzen und emotionale Sicherheit.
Alltagsgegenstände als Spiel- und Sprachfördermaterial
Man muss nicht in das nächste Spielwarengeschäft rennen, um sein Kind sprachlich und kognitiv zu fördern. Hier ein paar Ideen, wie man mit einfachen Dingen aus dem Alltag spielerisch die Entwicklung unterstützt:
- Der magische Wäschekorb
Ein leerer Wäschekorb kann alles sein: ein Boot, ein Auto, eine Höhle für Kuscheltiere. Während das Kind hinein- und herausklettert oder Gegenstände hineinlegt, kannst du mit ihm sprechen: „Wo ist der Teddy? Leg ihn in das Boot!“ - So fördert man Wortschatz und räumliches Verständnis.
- Löffel, Töpfe und Flaschen – Musik und Sprache verbinden
Klopfen mit Holzlöffeln auf Töpfen macht nicht nur Spaß, sondern trainiert auch das Rhythmusgefühl – eine wichtige Grundlage für Sprachmelodie und Satzstrukturen. Sprich dabei in Reimen oder singe einfache Lieder: „Tock, tock, tock – hörst du den Klang am Topf?“
- Der Socken-Fühlspaß
Fülle einen alten Socken mit kleinen Gegenständen (z.B. einem Löffel, einem Baustein, einer Kastanie). Das Kind darf hineinfühlen und erraten, was sich darin versteckt. Dabei
beschreibt es, was es fühlt: „Hart, kalt – vielleicht ein Löffel?“ - So werden Sprachverständnis und genaue Wahrnehmung geschult.
- Zeitungsschnipsel-Chaos
Alte Zeitungen lassen sich wunderbar zerreißen, knüllen oder zu Bällen formen. Das stärkt die Feinmotorik und lädt zu einem lustigen Wortspiel ein: „Die Zeitung ist LEISE – und jetzt? Krrrrrr! Jetzt ist sie LAUT!“
- Schatzsuche mit Farben und Formen
Ein Spiel, das sich überall umsetzen lässt: „Finde etwas Rotes!“ oder „Suche einen runden Gegenstand!“ - Kinder erweitern so spielerisch ihren Wortschatz und ihr Verständnis für Farben und Formen.
Der Schlüssel: Echte Begegnungen und gemeinsame Zeit
Kinder brauchen keine digitalen Spielzeuge, um sich zu entwickeln. Sie brauchen echte Gespräche, Mimik, Gestik, Berührung – den lebendigen Austausch mit Eltern, Großeltern, Geschwistern und Freunden.
Unsere Sprache entwickelt sich im Miteinander. Das bedeutet: nicht nur mit dem Kind sprechen, sondern auch zuhören, auf seine Fragen eingehen und gemeinsam lachen. Jede Interaktion – sei es beim Essen, Spielen oder Kuscheln – ist eine Gelegenheit für wertvolle sprachliche und emotionale Förderung.
Also: Legen wir unsere Handys öfter zur Seite, schenken wir einander Aufmerksamkeit und zeigen unseren Kindern, wie wichtig echter Kontakt und liebevolle Kommunikation sind. Denn Sprache verbindet – und diese Verbindung ist unbezahlbar!
Logopädie Mörwald
Julia Mörwald
Pachergasse 17/1. OG
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